Aug 1, 2019

Musik an sich – Winther=Storm Flotsam

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Nach “Spinnaker“ und “Patchwork“ ist Flotsam das dritte Album des norwegisch-niederländisch-argentinischen Quartetts Winther-Storm. Im Gegensatz zu den Vorgängern sind die einzelnen Songs auf diesem Album relativ kurz gehalten und wirken mitunter fast wie Skizzen. Interessanter sind daher die längeren Stücke, auch weil sie eine Entwicklung aufzeigen, die man als Hörer/in nachvollziehen kann. Gleich der Titelsong als Auftakt führt mich gedanklich wieder zu “Spinnaker“, bei dem ich feststellte, dass die Musik stark an die Musik von Miles Davis erinnerte, bevor dieser seine reine Fusion-Phase einläutete. “Extrapolation“ von Surman und McLaughlin fiel mir in diesem Zusammenhang ebenfalls ein.

So habe ich den Eindruck, dass die Band auch erneut wieder stark experimentiert mit Strukturen und dem Sound. Sehr stark in alte Zeiten der Entwicklung des Jazz der späten Sechziger führen mich vor Allem solche Titel wie “Turbulence“, das dann auch noch recht turbulent startet. Ja, noch immer scheint sich die Band, noch in der gleichen Besetzung verblieben, in einer Art frischer Aufbruchsstimmung. Puristische Jazzer als auch der Fusion zugeneigte Musikliebhaber/innen dürften hier ein wenig zwischen den Stühlen sitzen, aber genau das macht die Reibung dieser Musik aus.

Selbst Balladen, wie “Probing Steps“, werden einer Art von Bearbeitung unterzogen, die es einigen Hörern/innen möglicherweise nicht leicht machen könnte. Diese, mit Experimenten spielende, Art der Jazz-Fusion kann anstrengend sein, aber auch persönliche Soundtracks auslösen, weil die Musik viel offenen Raum lässt für individuelle Betrachtungsweisen. Und – entgegen der Herkunft der Bandleader, ist dieses nicht der mitunter bereits als klassisch tönender Skandinavien-Jazz geworden, hier tönt es internationaler, dennoch aber irgendwie mehr europäisch.

16Wolfgang Giese

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